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Radsport und Kreativität: Rémi Clermont

Rémi Clermont ist Gründungsmitglied und Creative Director von Café du Cycliste. 11 Jahre nachdem die erste Kollektion lanciert wurde, die aus einer Radhose und zwei Jerseys bestand, ist Rémi noch immer maßgeblich an jeder Kollektion beteiligt. Kreativität erfordert konstante Erneuerung der eigenen Ideen und Perspektiven. Rémi spricht über den Designprozess und über die wichtige Rolle, die sein Radsport dabei spielt.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Radsport-Bekleidung zu kreieren?

Ich fand, dass das, was mich auf dem Markt interessierte, nicht meinen Erwartungen wie Radsport-Bekleidung sein sollte, entsprach und meine eigene Vision der Radsport-Kultur nicht zufriedenstellte. Allerdings hatte ich mein Arbeitsleben nicht als Bekleidungs-Designer begonnen. Ich fing von Null an, ohne einen blassen Schimmer, wie ich es von der bloßen Idee eines Kleidungsstücks zur Schaffung eines Prototyps bringen könnte.

Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont

Und heute? Ist der Prozess etwas einfacher?

Heute habe ich ein Team von Spezialisten bei mir, die mit mir arbeiten, um unsere Produkte zu kreieren. Die Kollektion besteht nicht länger aus drei Kleidungstücken, sondern sie wächst jedes Jahr. Jedoch muss ich noch immer die initialen Ideen für das Design herbeizaubern und übermitteln.

Wie kommst du weiterhin auf Ideen, und wie kreierst du neue Designs?

Im Wesentlichen basiert dies auf Beobachtungen und Problemlösungen. Man beobachtet und passt viele Dinge an und man interpretiert diese Dinge in seinem eigenen Weg neu, der sich von den anderen unterscheidet.

Macht es dir noch Freude zu designen?

Es erfüllt mich, mit einer Idee anzufangen und dieses ursprüngliche Konzept in die Tat umzusetzen, nachdem seine Herstellung ausgearbeitet und formalisiert wurde. Dieser Prozess stellt mich auch zufrieden, auch wenn das Produkt kein kommerzieller Erfolg ist. Wenn allerdings die Kunden das kaufen, was ich erdacht und kreiert habe, dann bedeutet das, dass sie meine Vision teilen und auch daran glauben.

Das ist wirklich erfreulich, besonders wenn man Sachen kreiert, die sich von allen anderen unterscheiden. Man kann ziemlich einfach ein Leistungs-Jersey kreieren und einen erprobten und getesteten Ansatz wählen. Allerdings gibt es tausende von diesen Jerseys, und wenn das funktioniert, ist das nicht wirklich eine Überraschung. Wenn man jedoch Neuerungen einführt und unkonventionell denkt, dann führt das in eine Richtung, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist, dann aber die Leute anspricht. Wenn das geschieht, bin ich wirklich zufrieden.

Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont

Welche persönlichen Qualitäten helfen dir beim Design?

Beobachtung. Ich mag es zu hinterfragen und sehe mir alles genau an, was um mich herum passiert. Außerdem habe ich eine starke Abneigung zur Konformität. Ich habe wirklich Angst vor der Vorstellung Dinge wie jeder andere zu machen. Ich weiß nicht, woher das kommt. Es ist nahezu eine Krankheit.

Was sind die Idealbedingungen für dich, um neue Konzepte zu kreieren?

Alleine im Stillen, ohne jegliche Interaktion mit irgendjemandem. Doch um das zu tun, muss man zunächst von der Interaktion mit vielen Leuten und vielen Dingen genährt sein. Das geschieht zum Beispiel durch Reisen oder indem man sich selbst mit Erfahrungen aller Art bereichert, Sport sieht, Sport betreibt und neue Dinge ausprobiert. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Design nicht meine einzige Beschäftigung ist. Die Geschäftsführung und das alltägliche Leben erfordern Zeit, und so finde ich mich oft in Situationen wieder, die ganz anders sind als der Raum, den ich eigentlich benötige, um so richtig zu kreieren.

Seit wann betreibst du schon Radsport?

Seitdem ich Kind war. Ich bin auf hohem Niveau Kayak gefahren und habe stets mit Hilfe des Radsports trainiert. Ich glaube das war im Alter von 15.

Findest du auch jetzt Zeit für den Radsport?

Ich fahre drei bis vier Mal die Woche für recht kurze Touren raus, rund 35 bis 70 km. Ich fahre in den Bergen, obwohl das nicht gerade meine Stärke ist. Allerdings ist es hier am schönsten. Ich liebe die Berge.

Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
Cycling and Creativity: Rémi Clermont
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Kannst du dich an eine spezifische Idee oder an eine Lösung eines Problems erinnern, die dir auf einer Tour eingefallen ist?

Nicht genau. Ich meine, die Lösungen, die man auf einer Tour findet, handeln normalerweise nicht von Details, wie etwa, wo ein Reißverschluss verläuft oder von Antworten auf eine spezifische Frage, wie, ob ein Jersey blau oder grün sein sollte. Es handelt sich mehr um die Philosophie einer Kollektion. Das Hirn weitet seine Aktivitäten aus, während der Körper härter arbeitet und die Inspiration kommt oder man entdeckt urplötzlich, beinahe unbewusst eine Verbindung, macht eine Beobachtung oder hat einen aufschlussreichen Moment. Ich bin mir sicher, dass es auch andere Wege gibt, diese Momente zu erreichen und Verknüpfungen zu finden, allerdings kann mir ein Anstieg auf den Col d’Eze dabei helfen, Ideen zu entdecken, auf die ich im Büro nicht gekommen wäre.

Glaubst du, dass eine Verbindung zwischen Radsport und Kreativität besteht?

Wie ich schon gesagt habe, ist es schwierig für jemanden, der ein Geschäft führt, einfach alles hinter sich zu lassen und eine halbe Stunde zu finden, in der man nicht telefonieren muss und niemand einem Fragen stellt. Auf dem Fahrrad legt man alles bei Seite. Ich fahre normalerweise zwischen zwölf Uhr mittags und zwei raus, normalerweise um Produkte zu testen, und dann habe ich Ideen und Zeit nachzudenken.

Oft suche ich in meinem Computer nach Ideen, wie jeder andere auch. Jedoch kommen die Ideen auf dem Rad von selbst und das genau deswegen, weil man nicht nach ihnen sucht. Der Geist konzentriert sich auf eine andere Art und Weise und öffnet sich so wie der Weg, der vor einem liegt. Man erhält Abstand von der Welt, jedoch auch vom Problem, Ideen zu finden und kreieren zu müssen, koste es, was es wolle. Der Geist entspannt, und Prozesse laufen leichter ab.

Man nehme als Beispiel die Erklimmung eines Passes. Das Ansteigen ist niemals einfach. Wenn ich den Schmerz aushalte, während ich den Col d’Eze hochfahre (meine Lieblings-Mittagstour) und wenn mein Gehirn den Fokus von der physischen Anstrengung lenken kann und zu träumen anfängt, erhält man den doppelten Effekt: Man spart sich 15 Minuten des Leidens, und die Chance besteht, dass man unbewusst an einer Lösung oder an einer Idee arbeiten wird. Das ist der Zeitpunkt an dem man in einer Sache völlig aufgeht, was zu einer kreativen Lösung führen kann.

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